Vorgeschichte

Erste Spuren menschlicher Besiedlung war ein steinzeitliches Werkzeug, das Dieter Sieglin auf den Feldern bei Ruckhardtshausen fand.
Die Römer siedelten nordwestlich des Hofes: Im „Römerhof“, einem Teil des Baronenwaldes, erkennt man Grabungshügel im Wald. Beim Bau der Quellfassungen der Wassergenossenschaft Ruckhardtshausen stieß man auf Spuren der Römer, die diese Quellen wohl auch schon erschlossen hatten. Im Buchfeld, nordöstlich des Hofes, erscheinen bei der Bodenbearbeitung Spuren eines Köhler´s. Der Boden ist auf einer runden Fläche beinahe schwarz und bei tiefer Bodenbearbeitung spürt man ein Kratzen im Untergrund. Nordwestlich des Hofes, im heutigen „Waldacker“, lag der Weiler Rückertshausen, der im 30jährigen Krieg verlassen wurde. Eine letzte Scheune wurde noch vor 100 Jahren gesehen. Das Gewann um Ruckhardtshausen heißt „Wachholder“ und war Teil der Allmend-Fläche von Ohrnberg. Warum Wachholder? Mit steigendem Bruttosozialprodukt wuchs im Lauf der Jahrhunderte der Rohstoffbedarf. Aus dem Wald wurde Brennholz, Köhlerkohle und Bauholz entnommen. Nutztiere weideten im Wald. Laub, Reißig, Bucheckern und Eicheln wurden gesammelt. Der Wald war also durch Übernutzung im Lauf der Zeiten zur Wachholderheide
verarmt.

Erschliessung

Um 1850 entschloss sich die Gemeinde Ohrnberg mitten in das Gewann Wachholder einen Gutshof zu bauen und den Wald vollends „auszuholzen“.
Die Gebäude in Form eines Vierkanthofes wurden etwa 1856 fertig und „Ohrnberger Hof“ genannt. Der Hof wurde mit dazugehöriger Fläche verpachtet. Die Pächter des Hofes wechselten, wohl wegen mangelnder Fruchtbarkeit des Bodens. Die Gemeinde entschloss sich daraufhin den Hof zu verkaufen. Ein Besitzer war Baron Müller aus Kochersteinsfeld, der zu Reichtum und Titel für seinen Einsatz in den Kolonien kam. Er kaufte den „Baronenwald“ auf Markung Möglingen zum Hof dazu und benannte den „Ohrnberger Hof“ in „Hof Ruckhardtshausen“ um.

Aufbau der Bodenfruchtbarkeit

1886 kaufte Herrmann Sieglin von zwei Kaufleuten aus Schwäbisch Hall den Hof. Er war Landwirtschaftsprofessor in Hohenheim und hatte Interesse auf diesem „unfruchtbaren“ Hof die Fruchtbarkeit wieder aufzubauen.
Der Boden war sehr sauer: pH-Wert bei 3; Phosphat und Kali bei 1 mg, auch der Humus war sehr nieder.
Ob man den Acker pflügte oder als Weide unbearbeitet ließ – es wuchs überwiegend Heidekraut. Ein Kalkofen wurde aktiviert. Dünger, vor allem Thomasmehl kam über den Bahnhof Ohrnberg. Die Viehhaltung wurde aufgestockt, damit genügend Mist bereitstand. Die Fruchtbarkeit stieg. Verschiedene Pächter wirtschafteten bis 1918.

Familienstiftung

Ab Anfang 1900 ging der Hof in die Sieglin`sche Familienstiftung über.
Von 1918-43 wurde der Hof an Frank & Kathreiner (Malzkaffee) verpachtet, die 1923 das „Gärtnerhaus“, die „Feldscheune“ und eine „Gesindebaracke“ erbauten. Auf den Feldern war Zichorie vorgesehen. Mit der Wirtschaftskrise kam die Firma in finanzielle Not und verpachtete den Hof an ihren Verwalter Jochum zu geringerem Preis unter. Die Familie Jochum bewirtschaftete den Hof bis nach dem Krieg erfolgreich.

Im Bild zu sehen ist der Pächter Schuhmacher im Jahr 1908.

Umstrukturierung

Ab 1950 bewirtschafteten Diether und Annemarie Sieglin den Hof: Die Rindviehhaltung wurde ausgebaut und hängige Felder als Erosionsschutz zu Grünland eingesät. Ende der 50er wurde die geschlossene Hofscheune zum Offenlaufstall mit Melkstand umgebaut. Die Rindviehherde mit 40 Fleckviehkühen samt Nachzucht, wurde von einer Melkerfamilie betreut und Ende der 70er wegen der Milchüberschüsse beendet.
Ebenfalls in den 50ern wurde der Streuobstbestand in moderne Tafelobstanlagen umgebaut. Fritz Wassermann kam zu dieser Zeit aus dem Allgäu, um als gelernter Baumwart die Obstanlagen mit aufzubauen. Die Familie Wassermann betreute den Obstbau über 25 Jahre.

Generationenwechsel

Anfang der 80er übernahmen Wolfgang und Andrea Sieglin die Bewirtschaftung des Hofes. Zunächst auch mit einer Teilfläche Bioanbau. Der Obstbau wurde wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit eingestellt. Der Betriebsschwerpunkt entwickelte sich zum reinen Ackerbau mit etwas Waldbau im Winter.
Ein Getreidelager in der Feldscheune und ein eigener Mähdrescher kamen auf den Hof. Die Mulchsaatwirtschaft wurde weiterentwickelt. Das Gutshaus, das früher von der großen Familie, Auszubildenden und Mitarbeitern bewohnt war, wurde für das Zusammenwohnen mehrerer junger Familien genutzt.
Durch Agrarreform und extreme Witterungsereignisse, wie Sturm Wiebke, kamen in den 90ern neue Herausforderungen. Mit dem benachbarten Schweizerhof wurde 1993 eine Betriebsgemeinschaft in Form einer GbR gegründet. 1995 kam der Sülzhof, 20km entfernt, als dritter Gesellschafter mit in die Betriebsgemeinschaft Sieglin Melchior Ehmann GbR.
Schwerpunkt bildet seither klassischer Ackerbau mit Weizen, Raps, Mais, Rüben und Bohnen, eigenen Getreidelagern und im Wesentlichen in Mulchsaatverfahren. Auch Legehennen am Sülzhof sind in die GbR integriert. Durch die Kooperation wuchs Betriebsvolumen und Kompetenz und damit die Möglichkeit laufend anspruchsvollere Verfahren wirtschaftlich einzusetzen.

Stand heute

2010 baute Anjo Sieglin einen Ferkelaufzuchtstall in Ruckhardtshausen und führte ihn in Kooperation mit zwei Kollegen. Als BreKo KG startet die Bewirtschaftung des Ferkelstalls und weiterer Ackerflächen rund um Brettach und Kocher.

2011 wurde das Getreidelager durch einen Hallenanbau modernisiert und erweitert.

Ein zusätzliches Wohnhaus wurde im Jahr 2014 als Ersatzbau für einen Teil des ehemaligen Laufstalles erbaut.